Montag, 15. Oktober 2018

Vernetzt in einen wunderschönen Herbst

Kunst und Kürbis Foto © U. Smigalski

*Werbung wegen Verlinkung

Lange habe ich überlegt, ob ich dieses Thema hier im Blog überhaupt aufgreifen soll, weil es doch sehr persönlich ist. Da es überraschend viele Betroffenen gibt, die ganz unterschiedliche Erfahrungen machen, möchte ich heute darüber informieren.

Vor einiger Zeit wurde bei mir eher durch Zufall eine *Rektusdiastase diagnostiziert und es bestand der Verdacht auf einen Bauchwandbruch. Vorher bin ich eine ganze Weile damit durch die Gegend gelaufen. In gesundheitlicher Hinsicht fand ich einige Dinge zwar komisch, habe sie aber auf das Gewicht zurück geführt, das ich in den letzten Jahren zugelegt habe. Mein Hausarzt war da etwas anderer Meinung und schickte mich zur genaueren Diagnose zum Chirurgen, um abzuklären ob bald eine Operation nötig wäre. Ich war vollkommen entsetzt und erklärte ihm, das eine Operation für mich überhaupt nicht in Frage käme. Bevor ich fortfahre, ist es mir wichtig zu erklären, warum ich mich überhaupt dazu entschlossen habe, hier darüber zu schreiben:

In Deutschland werden pro Jahr mehr als 350.000 Operationen aufgrund von Weichteilbrüchen durchgeführt. Dazu zählen unter anderem Nabel-, Narben- und Leistenbrüche. Dies ist eine relativ große Zahl und wie ich selbst festgestellt habe, kann es theoretisch jeden treffen. Davon gehört zu haben und informiert zu sein, ist gut und wichtig, damit man die Möglichkeit hat, rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen.

Weshalb rät man bei Hernien (das ist der medizinische Fachbegriff für diese Art von Brüchen) überhaupt zur Operation? Oder besser gesagt, weshalb habe ich mich trotz anfänglichem Widerstand dann doch relativ schnell zur Operation entschlossen? Wie schon beschrieben, war es ja lange Zeit so, das meine Beschwerden relativ unspezifisch waren und mich nicht unbedingt veranlasst haben zum Arzt zu gehen. Bei Hernien kann das allerdings durchaus auch gefährlich werden, da sich im Bruch Organteile (hauptsächlich vom Darm) einklemmen können. Dadurch kann dann eine Notoperation unabdingbar sein, weil dies eine lebensbedrohliche Situation darstellt. Mit der Zeit vergrößert sich die Bruchstelle und die Gefahr einer Einklemmung erhöht sich entsprechend.


Spaziergang mit dem Hund bei Bilderbuchwetter im Oktober Foto © U. Smigalski

Vielleicht fragt ihr euch inzwischen längst was denn eigentlich der Posttitel mit dem Inhalt zu tun hat. Nun, einige Patienten werden bei der Operation der Hernie mit einem Netz versorgt um einem Rezidiv (Wiederholungsbruch) vorzubeugen. Ein solches Netz wurde mir bei der Operation eingesetzt und daher laufe ich seit einiger Zeit vernetzt durch die Gegend 😉.

Wie kann sich so ein Bruch bemerkbar machen? Zunächst einmal fand ich es irgendwie schon komisch, dass egal in welcher Form ich mich sportlich betätigte, mir ziemlich schnell ziemlich übel wurde. Und das sogar bei relativ schonenden Yogaübungen. Ob Reha Sport, Yoga oder Rad fahren,  die Übelkeit beim Sport wurde immer schlimmer und es dauerte immer länger bis sie wieder verschwand. Irgendwann war mir dann ohne Sport schon morgens so schlecht, das ich mich überhaupt nicht getraut habe etwas zu essen. Um abzuklären ob ich mir vielleicht einen Virus eingefangen habe, bin ich dann endlich zum Arzt gegangen.

Eine Bekannte, die ebenfalls betroffen ist, hat bei einer sehr starken Erkältung während eines schlimmen Hustenanfalls bemerkt, "das da irgendwie was gerissen ist". An etwas derartiges kann ich mich bei mir nicht erinnern.

Im world wide web habe ich versucht so viele Informationen wie möglich zum Thema  zu bekommen. Denn der Gedanke an eine OP hat auch weiterhin nicht gerade Begeisterungsstürme in mir ausgelöst. Nachdem mir ein Arzt in einer chirurgischen Praxis zunächst zu einem minimal invasiven Verfahren geraten hat, habe ich meine Entscheidung durch den Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe noch einmal überdacht. Dieser Kontakt und eine erneute Recherche bestärkten mich darin, mir bei einem anderen Chirurgen eine zweite Meinung einzuholen. Dort wurde ich sehr ausführlich über zwei unterschiedliche Verfahren sowie deren Nutzen und Risiken informiert. Durch die gründliche und ausführliche Information fasste ich sofort Vertrauen zu dem Arzt und vereinbarte daher auch gleich einen OP Termin. Dazu beigetragen hat sicher auch, dass er einem Verband von Ärzten angeschlossen ist, dessen Mitglieder sich regelmäßig speziell über die Verfahren bei Hernien OP's auf Fachkongressen austauschen.

Heute ist die Operation 3 Wochen her und ich würde jederzeit wieder dieses Verfahren, diesen Arzt und diese Klinik wählen, weil ich mich dort gut betreut und aufgehoben gefühlt habe. Vor einer Woche hatte ich meinen ersten Arbeitstag (zwei Wochen nach der OP). Zu behaupten das das am Anfang keine ziemliche Herausforderung war, wäre gelogen.


Sonnenuntergang nach einem wunderschönen Herbsttag Foto © U. Smigalski
 
Auch wenn ich durch das wunderschöne Herbstwetter nach der Entlassung aus dem Krankenhaus häufig die Möglichkeit genutzt habe, mich viel zu bewegen (auf anraten des Arztes), stellt die Kombination von Arbeitstag und Alltag nach einer OP noch mal ganz andere Herausforderungen dar (aus der Klinik entlassen wurde ich bereits nach 4 Tagen). Es war allerdings meine eigene Entscheidung, nach 2 Wochen wieder das Arbeiten zu beginnen, die ich aus heutiger Sicht vielleicht etwas verfrüht getroffen habe.

Abschließend - lange Rede, kurzer Sinn - möchte ich euch folgendes mit auf den Weg geben:


  • wenn euch hinsichtlich eurer Leistungsfähigkeit oder sonstigen gesundheitlichen Dingen etwas auffällt, geht so bald wie möglich zum Arzt
  • falls ihr bei Behandlungs- oder Operationsmethoden zu denen euch geraten wird, ein komisches Gefühl habt, recherchiert selbst nach anderen Möglichkeiten, wenn sie euch nicht angeboten oder erklärt werden
  • fragt bei Ärzten zu allem was euch auf der Seele brennt nach
  • holt euch möglichst eine zweite Meinung ein
  • habt keine Scheu eine andere Entscheidung zu treffen und auch bei den Risiken genauer nachzufragen
  • denkt immer daran: es geht um euch und um euren Körper. Ihr müsst mit den Konsequenzen leben und nicht der behandelnde Arzt
  • vertraut darauf, dass es durchaus Ärzte gibt, die bereit sind einem mündigen Patienten auf Augenhöhe zu begegnen

Im Moment verunsichert es mich noch etwas, das ich solange gebraucht habe, bis ich meinem Körpergefühl gefolgt bin. Trotzdem bin ich sehr dankbar dafür, einen so guten und verantwortungsvollen Arzt gefunden zu haben. Ohne ständige Übelkeit und bei traumhaftem Wetter, kann ich mein Leben inzwischen schon fast wieder ohne Einschränkungen genießen. Und morgen mache ich meine erste kleine Tour auf dem Fahrrad.

Bleibt gesund meine lieben Leser (Ausspruch inspiriert von Sunny 😊)

*Rektusdiastase = Auseinanderstehen der gerade Bauchmuskeln im Bereich der linea alba. Der Spalt
                               ist meist am Nabel am stärksten ausgeprägt.


Seit ihr auch manchmal Meister darin nicht gleich auf euer Körpergefühl zu hören? 

Montag, 8. Oktober 2018

Als "Greenhorn" in den Bergen

Blick auf den Spiegelsee von der Bergstation Fulseck  Foto © U. Smigalski

*Werbung ohne Entgeld wegen Orts- und Namensnennung

Eine Fahrt mit der Bergbahn in die Berge liegt bei mir schon lange zurück. Sehr lange - mehr als 4 Jahrzehnte. Obwohl sich in dieser Zeit bei mir zumindest eine leichte Höhenangst eingeschlichen hat, war es mein Wunsch mir gewisse Dinge beim nächsten Besuch im Gasteiner Tal mal anzusehen. Was man da so an geeignetem Equipment im Gepäck haben sollte, darüber habe ich bzw. wir uns nicht so wirklich Gedanken gemacht. Und daher natürlich auch "Google" erst dann befragt, als die ersten Fehler schon gemacht waren.


Am Spiegelsee Foto © U. Smigalski 

Als "Greenhorn" in den Bergen ist es zunächst einmal sowieso eine blöde Idee "mal eben" auf einen Gipfel zu fahren um sich gewisse Dinge anzuschauen. Und als untrainierter Mensch eigentlich erst recht. Am besten kommt man da auch gar nicht auf die Idee sich an den auf den Hinweisschildern angegebenen Auf- und Abstiegszeiten zu orientieren.

Die Fahrt in einem Kabinenlift zur Bergstation Fulseck war trotz Höhenangst relativ unproblematisch. Der Abstieg zum Spiegelsee dagegen schon eine kleine Herausforderung, denn es ging stetig bergab. Der mitgenommene Nordic Walking Schuh war dafür einigermaßen gut geeignet, besser wäre allerdings wahrscheinlich ein halbhoher Bergschuh gewesen. Nach dem Spaziergang um den Spiegelsee war meine Idee wieder zur Bergstation aufzusteigen, um mit dem Lift zurück ins Tal zu fahren. Göga war da allerdings anderer Meinung: Es sei doch viel näher zur Zwischenstation und man brauche ja laut Wegweiser auch nur 50 Minuten. Von wegen - ein Abstieg ist viel anstrengender als ein Aufstieg und aus den ausgewiesenen 50 Minuten wurden bei uns locker 2 Stunden. Wobei der Hund noch viel schneller war als wir (weil an der Leine war auch unser Tempo vermutlich schneller als es sonst gewesen wäre). Das Wetter war wunderschön, damit wahrscheinlich allerdings nicht das optimalste für eine Bergwanderung, zumindest nicht in der Mittagszeit. Auch wenn ich schon fast nicht mehr daran geglaubt habe, irgendwann kamen wir dann doch an der Mittelstation an. Sogar noch zeitig genug um uns dort einen Eiskaffee zu gönnen ohne das wir Gefahr liefen, die letzte Bahn ins Tal zu verpassen.

Für den Ausblick haben sich die Strapazen gelohnt Foto © U. Smigalski

Da Seilbahnfahrten mit einer Kombikarte günstiger waren, haben wir eine gekauft mit der es am nächsten Tag trotz heftigem Muskelkater gleich auf den nächsten Berg ging. Diesmal allerdings mit einem Sessellift. Der Hund fand die Fahrt eindeutig entspannter als in der Kabine. Die Auffahrt konnte ich trotz Höhenangst noch einigermaßen genießen. Weil ich so gerne zum Zirbenweg wollte, ging kein Weg daran vorbei, mit dem Sessellift nach oben zu fahren. Und auch die Talfahrt habe ich unbeschadet überlebt. Der Duft nach den Zirben und der Ausblick ins Tal waren einmalig. Manchmal lohnt sich der Versuch für ein gesetztes Ziel über seinen Schatten zu springen eben doch 😊.


Ausblick vom Zirbenweg ins Tal Foto © U. Smigalski

Das Wetter war auch an diesem Tag wunderschön. Es war sogar noch wärmer als am Tag davor. Göga hat an dem Tag seine Bergwanderstiefel getragen und darin eindeutig mehr Halt gehabt als Tags zuvor in seinen ganz normalen Turnschuhen. Was wir aus den beiden Ausflügen in die Bergwelt gelernt haben: es ist möglich mit einem minimalen Equipment einen solchen Ausflug zu machen. Mit der entsprechenden Outdoor- oder Trekkingausrüstung ist es ganz sicher bequemer.


Herrlicher Blick auf Bäume und Berge am Zirbenweg Foto © U. Smigalski

Unsere Minimalausrüstung bestand aus:

  • Rucksack
  • Wander- oder Nordic Walking Schuhen
  • Karte
  • Sportshirt
  • Trinkflasche
  • Kappe als Kopfbedeckung
  • Ausflugskarte
  • Handy

Minimalausrüstung für einen Ausflug in die Berge



Eine komfortable Ausrüstung für eine Bergtour beinhaltet folgendes:
  • gutes Schuhwerk (möglichst Bergschuhe für besseren Halt)
  • Sportshirt und ein weiteres als Wechselkleidung im Rucksack
  • Trekking- oder Outdoorhose im Sommer möglichst mit einem Zippsystem das die Hose kürzt oder verlängert
  • Sonnencreme
  • Sonnenbrille
  • eine Regenjacke
  • einen Rucksack mit ausreichend Stauraum für die benötigten Utensilien
  • eine weitere Hose als Wechselkleidung
  • eine detaillierte Ausflugskarte
  • Proviant
  • eine Trinkflasche in der sich die Getränke nicht durch die Sonne erwärmen
  • Wanderstöcke
  • Handy
  • Blasenpflaster
  • kleine Erste Hilfe Ausstattung für Wandertouren
  • leichte Kopfbedeckung unter der man nicht so sehr schwitzt

Noch professioneller ist es zusätzlich ein Taschenmesser und eine Taschenlampe mitzunehmen.

Zum Thema Wanderstöcke möchte ich hier noch kurz etwas anmerken: In vielen Köpfen schwirrt die Idee, das Wanderstöcke nur etwas für alte Leute sind. Aus unserer Erfahrung und vielen Gesprächen, die wir mit Leuten dort in den Bergen geführt haben, ist das vollkommener Quatsch. Wanderstöcke wären uns sowohl beim Abstieg als auch auf den ziemlich verwurzelten Wegen auf dem Zirbenweg eine gute Unterstützung gewesen. Bedauerlicherweise haben wir uns beide Male entschieden unsere Nordic Walking Stöcke im Auto zu lassen. Das war ein Fehler. Die Nordic Walking Stöcke wären zwar vielleicht nicht die optimalste Unterstützung gewesen, aber immer noch besser als gar keine.

Seit Ihr auch "Greenhorn" in den Bergen oder schon eher Profimäßig unterwegs?