Donnerstag, 26. September 2019

Perspektivenwechsel und weshalb er oft hilfreich ist


Foto © U. Smigalski
*Werbung wegen Namensnennung


Manchmal gibt es Zeiten, in denen einfach nichts so wirklich rund läuft. Und es ist plötzlich auch nicht mehr möglich, im eigenen Umfeld die Dinge zu reflektieren, die einem wichtig erscheinen.
  • Wo stehe ich eigentlich im Leben? 
  • Wo will ich hin?
  • Passt das alles überhaupt noch ohne das ich mich ständig verbiegen muss?
  • Fühle ich mich da wo ich jetzt stehe auch noch in 5 Jahren wohl?

Auf viele dieser Fragen konnte ich mir plötzlich keine oder nur noch unbefriedigende Antworten geben. Sinnkrise kann man sowas wohl auch nennen. Wie auch immer der Begriff dafür sein mag, dass ist mir eigentlich ziemlich egal. Denn ich bin überzeugt davon, dass es mitunter nicht nur mir so geht. Die Frage ist nur, bleibe ich weiter in meiner Komfortzone oder habe ich den Mut einfach mal die Perspektive zu wechseln. Und die diesmal wirklich irgendwie außerhalb meiner Komfortzone.

In einem Land, in dem Komfort in unserem Sinne wohl nur wenigen vorbehalten ist. Und wo die Einreise schon gleich eine erste Hürde und eine Art Herausforderung ist. In deren Vergleich all unsere Großstädte eher als Peanuts erscheinen. Wir regen uns auf, wenn wir in der Hauptverkehrszeit eine halbe Stunde im Stau stehen? Lächerlich, wenn man sich anschaut, wie es quasi am anderen Ende der Welt zugeht. In einem Land in dem ca. 60% der Menschen arm ist. In dem Menschen in ihren Autos oder Blechhütten schlafen, weil sie es sich nicht anders leisten können. Und trotz alle dem sind sie immer freundlich und lächeln. Die Rede ist hier von dem wohl bevölkerungsreichsten Land Afrikas: von Nigeria. 

Für Touristen und Weiße nicht ganz ungefährlich. Lagos ist wohl die oder eine der größten Städte im Land und mit keiner unserer Großstädte nur ansatzweise vergleichbar. Voll mit Autos, laut, zeitweise sehr belastet mit Smog, der über Stunden in der Luft liegt und trotzdem an einigen Stellen eine wunderschöne Stadt. Eben aber auch eine, die zumindest eine gewisse Dankbarkeit dafür aufkommen lässt, zu Hause wie auch hier, nicht in einem Auto oder einer Blechhütte schlafen zu müssen. 


Foto © U. Smigalski

Tja und dann gibt es da noch die netten Herausforderungen dieser Stadt. Selbst Auto würde ich dort wohl nicht einen Meter fahren wollen. Ob es Verkehrsregeln gibt, erschließt sich mir nicht so wirklich. Auf jeden Fall geht es immer irgendwie voran, auch wenn es zu Stoßzeiten Ewigkeiten dauert. Ein Taxi zu bekommen, ist wegen der teilweise schlechten Straßen eine Herausforderung.
"Du bist in Festak oder du willst nach Festak? Dorthin fahre ich nicht, die Straßen sind zu schlecht". Na herzlichen Glückwunsch. Und nun? Mal ganz abgesehen davon, dass der Taxifahrer recht hat. Dafür gleicht das Hotel irgendwie fast einer Festung mit seinem Sicherheitspersonal. Zumindest ist es schon mal recht unwahrscheinlich, dass ich hier beklaut, entführt oder sonst was werde.




Perspektivenwechsel wollte ich haben, na nichts leichter als das. Also ich beschließe einen Park zu besuchen, weil er verspricht mir einen Einblick in eine exotische Tierwelt zu verschaffen. Die Affen sind auch wirklich exotisch. Dafür ist der Perspektivenwechsel diesmal ziemlich wörtlich zu nehmen. Es geht nämlich auf Hängebrücken über den Dschungel. Und das mit meiner Höhenangst. Na gute Nacht Marie. Und doch habe ich mich davon nicht abschrecken lassen. Also Lektion eins: frau schafft meistens weitaus mehr als frau denkt. Auch sich auf mehr als 30 Metern Höhe trotz Höhenangst durch den sich darunter befindlichen Dschungel zu hangeln. Wie man sieht hab ich's überlebt. Dieses Erlebnis sollte ich mir das nächste Mal gleich irgendwie in Erinnerung rufen, wenn mir jemand blöd kommt.


Foto © U. Smigalski

Derzeit ist noch keine Touristensaison hier, denn noch ist Regenzeit. Die meisten Touristen kommen im November, Dezember, Januar und Februar ins Land. Es ist also jetzt stellenweise eine "Rarität" in bestimmten Teilen der Stadt als weiße Frau unterwegs zu sein. Entsprechend muss ich mich daran gewöhnen mehr oder weniger verwundert angeschaut bzw. angestarrt zu werden. Lektion zwei: eigentlich mag ich das gar nicht, aber frau gewöhnt sich an alles. irgendwie ist das ja manchmal auch ganz nett auf ungewollte Art und Weise im Mittelpunkt zu stehen und Komplimente zu bekommen.



Foto © U. Smigalski


Ich bleibe noch eine Weile. Mal sehen welche Lektionen noch auf mich warten.



6 Kommentare:

  1. Wow. Mutig würde ich sagen Ursula. Aber extreme Situationen verlangen manchmal extreme Wege. Bist Du ganz alleine gereist? Wie bist Du denn auf die Idee gekommen gerade dahin zu reisen?
    BG Sunny

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    1. Danke für deinen Kommentar liebe Sunny. Ich bin alleine gereist. Auf die Idee gekommen bin ich, weil ich nach Afrika wollte und eben irgendwohin wo nicht jeder hinreist. Das es mit der Einreise komplizierter ist als in anderen afrikanischen Staaten war mir nicht von Anfang an bewusst. Aber vielleicht musste es für die ganze Entwicklung auch einfach so sein. Unterwegs bin ich meistens irgendwie in Begleitung, weil in manchen Gegenden eine weiße Frau einfach nicht ohne einer Art persönlicher Bodyguard unterwegs sein kann. BG Ursula

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  2. Ich schliesse mich Sunnys Fragen an. Ist das ein lange gehegter Traum gewesen oder bist Du ins Reisebüro und hast gesagt ..ich will weg, ich nehm den nächsten flug egal wohin? Ich glaube dass solche fernen Reisen etwas mit einem machen, ich habe das mit Asien so erlebt. Die fremde Kultur und Lebensweise lässt einem anders auf das eigene Leben / Verhalten blicken.
    Ich finde das spannend. Freu mich auf mehr ;)
    Liebe Grüße Tina

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    1. Danke für deinen Kommentar liebe Tina. Ins Reisebüro bin ich nicht gegangen sondern habe mich um die meisten Sachen selbst gekümmert. Das geht auch bei den Bedingungen für das Visum fast nicht anders. Man muss sich auf das Visum "bewerben", eine Menge Fragen beantworten und mindestens das erste Mal persönlich in Frankfurt zu einer Art Interview erscheinen. Viele Dinge sind hier zunächst einmal etwas erschreckend bevor man sich daran gewöhnt. Trotzdem würde ich jederzeit wieder hierher reisen, weil es einfach Dinge gibt die einen in ihren Bann ziehen. Und das trotz Schmutz, Armut und vielen anderen Sachen. Über das Thema "Nachhaltigkeit" brauchen wir hier überhaupt nicht reden. Müll fast überall, mit Plastiktüten wird nur so um sich geworfen. Doch die Freundlichkeit und das Interesse der Menschen, die auch wenn sie Arbeit haben lange nicht so leben können wie wir, ist einfach unbeschreiblich.
      Liebe Grüße Ursula

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  3. Ja, das alles würde mich auch sehr interessieren. Ich hatte auf Reisen oft richtig Schiss, daher kann ich nachvollziehen, was Du meinst mit der Hängebrücke! Ich finde es toll, mal die Komfortzone zu verlassen und einen Perspektivenwechsel zu erleben! Ist Namibia denn wirklich so gefährlich? Schade, dass das Hotel so eine "Festung" ist... aber gerade wenn Du allein unterwegs bist, brauchst Du auch einen sicheren Ort, das kann ich gut verstehen.
    Alles sehr spannend, ich freu mich auf mehr Berichte!
    Liebe Grüße und noch viel Spaß! Maren

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  4. Danke für deinen Kommentar liebe Maren. Keine Frage es ist nicht immer alles lustig. Aber manchmal ist es schon hilfreich ziemlich unerschrocken zu reagieren auch wenn es innerlich vielleicht gerade etwas anders aussieht. Da Boko Haram in Nigeria gerne einen eigenen Staat gründen würde, sind Entführungen keine Seltenheit. Da ist es sehr beruhigend zu wissen, dass in der Nacht Sicherheitspersonal auf dem Flur zu finden ist.

    Liebe Grüße Ursula

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